Inhaltshinweis:
Das folgende Dokument handelt vom Umgang mit und Prävention von Diskriminierung und (sexualisierter) Gewalt. Auch wenn wir nicht konkret über Vorfälle sprechen, können Erinnerungen an und Gefühle zu vergangenen Erlebnissen ausgelöst werden. Falls Ihr beim Lesen merkt, dass es euch nicht gut geht, macht eine Pause und nehmt Euch Zeit, bevor ihr weiter lest. Sollte euch in diesem Text etwas auffallen, was Euch stört oder Ihr als falsch empfindet, meldet Euch bei uns, wir sind immer offen für Feedback und Kritik.
Inhalt
1 Intro
2 Das Awareness-Team (A-Team) vor Ort
2.1 Definitionsmacht
2.2 Parteilichkeit
1 Intro
Die PottMotion soll ein Ort der Zusammenkunft und des Austausches sein, in dem sich alle Teilnehmenden wohlfühlen. Was „Wohlfühlen“ bedeutet, kann von Mensch zu Mensch stark variieren, denn persönliche Bedürfnisse und Grenzen sind individuell und subjektiv.
Wir als Organisationsteam der PottMotion wollen diese Bedürfnisse und Grenzen unserer Besucher*innen achten und respektieren und erwarten das auch von den Teilnehmenden untereinander.
Leider kommt es in allen Bereichen des gesellschaftlichen Zusammentreffens und der sozialen Interaktion immer wieder zu Grenzüberschreitungen jeglicher Art. Hiervon betroffen sind in aller Regel Personen, die von gesellschaftlichen Strukturen und existierenden Machtverhältnissen ohnehin bereits diskriminiert, unterdrückt oder prekarisiert werden. Sexismus und sexualisierte Gewalt, Trans-, Homo- und Queerfeindlichkeit, Rassismus, Ableismus, Diskriminierung von Sinti*zze und Rom*nja und Antisemitismus sind nur einige Beispiele struktureller Diskriminierungsformen, die wir auf das Schärfste verurteilen und gegen die wir mit aller Entschlossenheit vorgehen wollen.
Hier kommt der Begriff „Awareness“ ins Spiel.
1.1 Was ist Awareness?
„To be aware“ kommt aus dem Englischen und bedeutet in etwa sich bewusst sein, sich informieren oder auch für gewisse Problematiken sensibilisiert sein.
Awareness ist ein Konzept, das sich mit dem respektvollen Umgang miteinander beschäftigt. Wir wollen die PottMotion gemeinsam mit allen Teilnehmenden gestalten und das bedeutet für uns, uns gegenseitig zu unterstützen und einen Raum zu schaffen, in dem wir uns alle sicher fühlen können.
Dafür halten wir es für notwendig uns aktiv gegen alle Formen (absichtlichen und unabsichtlichen) grenzüberschreitenden Verhaltens, (sexualisierter) Gewalt und Diskriminierung zu positionieren und diesen aktiv entgegen zu handeln, beziehungsweise für die oben genannten Thematiken zu sensibilisieren und situationsbezogene Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen.
1.2 Awareness sind wir alle!
Auf der Pottmotion würden wir uns von allen Teilnehmenden das folgende wünschen:
Konsens
Auf der PottMotion werdet ihr in vielen Workshops mit anderen zusammen trainieren, aber auch außerhalb davon werdet ihr miteinander interagieren. Respektiert dabei die Grenzen von Anderen und sprecht auch eure eigenen Grenzen aus. Nein heißt immer nein und nur ja heißt ja. Begreift Konsens gerne als einen Prozess, bei dem ihr darauf achtet, ob das was ihr mit anderen macht, für die okay, oder im besten Fall sogar gut ist. Kommunikation hilft und unsere A-Team vor Ort kann euch unterstützen, wenn ihr euch unsicher fühlt.
Seid füreinander da
Wenn ihr seht, dass jemand Hilfe braucht oder sich unwohl fühlt, fragt nach. Wenn euch grenzüberschreitendes Verhalten auffällt, sagt etwas. Achtet dabei jederzeit auf eure eigenen Grenzen und die der anderen. Wenn jemand ein Hilfsangebot ablehnt, sollte das respektiert werden. Wenn ihr eine Situation wahrnehmt, die euch überfordert oder in der ihr aus anderen Gründen nicht helfen könnt oder wollt, wendet euch gerne ans A-Team.
Achtet auf euch selbst
Awareness beinhaltet auch, sich unser selbst bewusst zu werden. Das heißt auch, unsere eigenen Grenzen und Bedürfnisse so zu verstehen, so gut es geht. Fragt euch selbst, ob ihr in Situationen hineingehen wollt und auch, ob ihr in ihnen verweilen wollt. Das A-Team kann euch einen Rückzugsraum anbieten oder auch anderweitig unterstützen.
Außerdem haben wir ein Awareness-Team (kurz: A-Team), das euch im Vorfeld und vor Ort unterstützen kann.
2 Das A-Team vor Ort
Vor Ort werden wir ein Team von Menschen haben, die durchgehend in allen Awareness- Angelegenheiten für euch ansprechbar sind. Dieses Team wird in Schichten arbeiten und die aktiven Mitglieder werden an klaren Markierungen erkennbar sein so wie mit Funkgeräten ausgestattet sein, die ihr über das Küchenteam anfunken lassen könnt.
Wenn das A-Team vor Ort unterstützend eingreift, arbeitet es nach folgenden Prinzipien:
2.1 Definitionsmacht
Das A-Team spricht der Person, die zu ihm kommt, die Definitionsmacht zu, im Besonderen, wenn von übergriffigem Verhalten berichtet wird. Das heißt, das A-Team glauben der Person, dass das, was sie sagt, stimmt. Allein die betroffene Person benennt, was ihr passiert ist und wie schwer ggf. der Grad der Verletzung ist. Sie braucht sich nicht zu beweisen. Außerdem erkennt das A-Team die Expertise der betroffenen Person für ihre eigenen Sache an und für die Frage, was sie an Hilfe benötigt.
Damit macht das A-Team aktiv einen Perspektivwechsel und eine Machtumkehr, bei der nicht Gerichte, Gesellschaft oder Umfeld entscheiden und definieren, sondern die Betroffenen. Die Geschichte der Frauenbewegung hat gezeigt, dass dieser Schritt notwendig ist und die Psychologie zeigt, dass die damit verbundene Rückgewinnung der Kontrolle über eine Situation bei der Verarbeitung einer traumatischen Erfahrung helfen kann.
In der Arbeit als A-Team stellen die Teammitglieder ihre eigenen Meinungen und Einschätzungen zurück, da anerkannt wird, dass auch diese nicht frei von Vorurteilen sind. Auf diese Weise versucht das A-Team, das Risiko zu reduzieren, selbst unterdrückende Strukturen zu reproduzieren.
2.2 Parteilichkeit
Das A-Team steht entschieden auf der Seite von Betroffenen. Das ist verbunden mit einer inneren Haltung, die über die Anerkennung der Definitionsmacht hinausgeht. Mit dieser Haltung stellt das A-Team sich auf dies Seite derer, die von gesellschaftlichen Machtverhältnissen ausgebeutet und unterdrückt werden. Das A-Team tut dies aus der Überzeugung heraus, dass dies notwendig ist. In seiner Arbeit bedeutet das auch eine aktive Solidarisierung mit Betroffenen.
2.3 Selbstermächtigung
Bei Selbstermächtigung geht es darum, die Betroffenen darin zu unterstützen nach ihren eigenen Bedürfnissen zu handeln. Menschen wissen nicht immer, was sie brauchen und gerade nach Gewalterfahrung kann es schwer sein, sich selbst und seine Bedürfnisse zu spüren. Deshalb versuchen das A-Team in der Unterstützung der Betroffenen besonders aufmerksam zu sei und einen Raum zu schaffen, in dem es leichter ist, Bedürfnisse zu spüren und auszudrücken. Wir fragen nach, was die Person braucht und zeigen eventuelle Handlungsoptionen auf. Solche können sein:
- der Ort verlassen (z.B. spazieren gehen)
- mit der übergriffigen Person sprechen
- Freund*innen suchen
- die übergriffige Person von der Veranstaltung entfernen lassen
- Rückzugsraum anbieten
- Bedürfnisabfragen machen
Fragen zur Klärung von Bedürfnissen können sein:
- Was würde dir gerade gut tun?
- Was brauchst du gerade?
- Möchtest du, dass ich dir Vorschläge mache? (→ Wäre es hilfereich, wenn … ?)
- Was möchtest du als Nächstes machen?
- Was machst du in anderen Situationen, wenn es dir nicht gut geht?
- Ist dir nach Ablenkung?
- Kann ich dir etwas bringen/besorgen?
- Möchtest du lieber allein sein? (→ Rückzugsraum)
- Möchtest du an einen anderen Ort?
- Möchtest du, dass ich deine Freund*innen suche?
- Möchtest du, dass ich dich später noch mal frage?
- Meldest du dich von dir aus, wenn du später noch etwas möchtest?
Wenn die Person Hilfe ablehnt, weist A-Team darauf hin, das es das komplette Event über erreichbar ist.
Wichtig: Das A-Team ist nicht die Polizei oder Ermittler. Das A-Team will nicht „die Wahrheit“ feststellen oder Urteile vollstrecken. Seine Aufgabe ist es, sich um Betroffenen zu kümmern. Wenn ihr einen Vorfall, in dem das A-Team involviert war, aufarbeiten wollt, wendet euch bitte an die Orga.
3. Wichtige Telefonnummern:
Frauenberatungsstelle Oberhausen: 0208 20 97 07
Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen: 08000 116 016
Opferberatungsstelle Rheinland: 0178 811 39 00
Fachstelle Queere Jugend NRW : 0221 356 565 30
Männerberatungsstelle: 0211 233 948 0
Antisemitismusbeauftragte NRW: 0211 83 71 555
Hilfetelefon sexueller Missbrauch: 0800 22 555 30
Ambulanz für Gewaltopfer des Gesundheitsamts Düsseldorf:
0211 89 9 53 68
Antirassismus-Telefon Essen: 0201-232060